Die Komplexität der Bewertung von ESGFaktoren steigt, da Investoren aus verschiedenen Bereichen verstärkt in nachhaltige Produkte investieren möchten. Eine zentrale Rolle bei der Erfassung von ESG-relevanten Informationen im Transaktionsprozess spielt die Entwicklung eines Marktstandards für die laufende Objektbewirtschaftung. In diesem Beitrag möchte ich einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Zusammenhang mit ESG-Daten geben, die das Fundament für nachhaltige Investitionsentscheidungen bilden.
Ein zukunftsgerichtetes und nachhaltiges Handeln wird sowohl von Investoren als auch von Immobilienbetreibern gefordert. Eine nachhaltige Nutzung der Immobilien wird idealerweise in den Miet- und Pachtverträgen verankert. Mit Hilfe eines Basis-Green- Lease-Vertrages werden zukünftig dynamische Regelungen mit hoher Flexibilität ergänzend zum Einsatz kommen. Sowohl Juristen und die Nutzer selbst werden ergebnisorientiert in die technischen und organisatorischen Aspekte der Mietvertragsgestaltung einbezogen. Die Erfassung und Bewertung von Nachhaltigkeitsfaktoren im digitalen Format, sowohl technischer als auch nichttechnischer Art, sind unverzichtbar und bilden die Basis zukünftiger Bestands- und Transaktionsbewertungen.
Kontroverse Diskussionen zu nachhaltigen Investitionen werden aufgrund von Offenlegungsverordnung und Taxonomie aufgebrochen und schärfen das gemeinsame Verständnis zukunftsgerichteten Handelns. Die Definition von energetischen Mindeststandards und die Anpassungsverpflichtungen für Bestandsgebäude sind ebenso wichtig wie die Klärung der Finanzierungsfrage – und nicht zuletzt der -konditionen. Insofern müssen Informationen zielgerichtet aufbereitet werden, um überzeugende Argumentationsketten für die finanzierenden Institute und Fremdkapitalgeber aufzubauen.
Die Steuerung von Geldströmen in nachhaltige Investitionen ist fest in den Arbeitspapieren der EBA (European Bank Authority), der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) und der MaRisk (Mindestanforderungen an das Risikomanagement) verankert. Die Zahl der Anbieter von ESG- oder ESG-nahen Dienstleistungen hat sichtlich zugenommen, was positiv im Sinne der Forderung nach Qualitätsdaten zu bewerten ist. Die Erfassung von ESG-relevanten Faktoren gestaltet sich aufgrund einer unstrukturierten Informationslage oftmals als schwierig. Strukturierte und digital verfügbare Dokumente sind selten vorhanden, und oft fehlen elektronische Datenformate aus bestehenden Systemen. Bei der „Nachhaltigkeit einer Immobilientransaktion“ muss auf eine neue Informationsökonomie gesetzt werden, welche gleich mehrere Faktoren wie die einmalige Erfassung der Informationen ohne doppelte Speicherung sowie zusammenhängende Informationen im Kontext des Objekts, die gleichzeitig übertragbar auf das Unternehmen sind, fordert. Hinzu kommt die Verfügbarkeit von Qualitätsinformationen mit verifizierbaren Quellen und die Verwendung standardisierter Formate für den Austausch digitaler Informationen.
Angesichts der tiefgreifenden Veränderungen muss kollektives und verantwortliches Handeln gefördert werden. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen eines sich verändernden Klimas in Wechselwirkung mit unseren Immobilien als zentraler Lebensraum für unsere Gesellschaft betrifft alle Teilnehmer der Wirtschaftskette. Nur, wenn wir bereits heute nachhaltig agieren, schaffen wir eine Basis für die Zukunft unserer Investitionen.
Henry Fritzsche
Chief Operations Officer
Erschienen in den bii Institutional News.
Ausgabe Oktober 2023.